Governance with/out Government - False Promises or Flawed Premises?
Tanja A. Börzel – 2010
„Governance with/out government“ wird häufig als funktionales Äquivalent zu staatlichem Regieren gehandelt. Inwiefern nicht-hierarchische Formen des Regierens Staatsversagen kompensieren können, scheint jedoch von einer wesentlichen Prämisse abzuhängen. Regierungen müssen stark genug sein, um Kooperationsanreize für nicht-staatliche Akteure zu erzeugen und gleichzeitig nicht die Gefahr des „state capture“ zu fürchten. Wenn dies zutrifft, ergibt sich daraus ein ernsthaftes Governance Dilemma für Räume begrenzter Staatlichkeit. Je größer die Nachfrage nach „governance with/out government“ desto weniger wahrscheinlich ist es, dass nicht-hierarchische Formen des Regierens sich herausbilden und effektiv sind, gerade weil staatliches Regieren schwach ist. Das Papier untersucht, inwiefern staatliches Regieren und Staatlichkeit notwendige Bedingungen für die Effektivität von „governance with/out government“ sind. Welche Möglichkeiten gibt es außer dem durch intakte Staatlichkeit erzeugten Schatten der Hierarchie, um nicht-staatliche Akteure zu veranlassen, sich an der Bereitstellung von Governance-Leistungen zu beteiligen?
Governance with/out government has emerged as an alternative or functional equivalent to government. While there seems to be an increasing demand, the promise of governance to compensate for the weakness or failure of government rests on a major premise. Governments have to be strong enough so that non-governmental actors have an incentive to cooperate, and governments are not afraid of being captured. If this premise held, they would result in a serious dilemma for areas of limited statehood: The greater the demand for governance with/out government, the less likely it is to emerge and to be effective, precisely because government is weak. This paper explores to what extent government and statehood are necessary to make governance with/out government work. It discusses various options of how to commit non-governmental actors to the provision of common goods without a shadow of hierarchy cast by government and concludes with suggestions for future research on governance beyond statehood.