B13 Workshop: “Rethinking 1950s China – New Approaches and New Materials”
Am 12. und 13. Oktober 2017 veranstaltete das Teilprojekt B13 „Adaption und Legitimation als Erklärungsfaktoren der Effektivität von Governance in China, 1949 bis 1957“ unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Mühlhahn in Kooperation mit der East China Normal University (ECNU) Shanghai und der Graduate School of East Asian Studies (GEAS) einen Workshop zum Thema „Rethinking 1950s China – New Approaches and New Materials“ an der Freien Universität Berlin.
News vom 23.10.2017
Thematisch beschäftigte sich der Workshop, an dem insgesamt 18 ChinawissenschaftlerInnen aus China, Europa und den USA teilnahmen, dabei mit zwei Aspekten: Erstens, mit der starken Einschränkung akademischer Freiheiten in China seit der Amtsübernahme Xi Jinpings im Jahre 2013 und mit den damit für internationale Chinaforscher verbundenen Schwierigkeiten, Daten und Archivmaterial in China zu sammeln. Zweitens folgte der Workshop der Frage, inwiefern die Fülle an neuem Archivmaterial, welches insbesondere während der Amtszeit Hu Jintaos, Xi Jinpings Vorgänger, vorrübergehend zugänglich gemacht worden ist, zu einer Neudeutung der Geschichte der 1950er Jahre führen kann.
Vor allem Grassroots-Materialien tragen zu einer neuen Sicht auf die 1950er Jahre Chinas bei und ebnen den Weg von einer Metaerzählung hin zu einer stärkeren Fokussierung auf Narrative der Mittelklasse. Die TeilnehmerInnen kamen zu dem Ergebnis, dass dies letztlich auch ein besseres Verständnis für den noch immer anhaltenden Einfluss Mao Zedongs auf das gegenwärtige China ermöglicht. Der Workshop stieß damit grundlegend neue Debatten an, jedoch waren sich die TeilnehmerInnen auch einig, dass es für ein besseres Verständnis des Erbes Mao Zedongs gleichzeitig weiterer Forschung bedarf hinsichtlich der Frage, wie sich Mao von anderen Machthabern in China unterscheide. Um zu einer Neudeutung der chinesischen Geschichte der 1950er Jahre zu kommen, sollen allerdings auch neue über die Fächergrenzen hinausgehende Analysemethoden entwickelt und dafür stärker mit den Fachbereichen Mathematik oder Informatik zusammengearbeitet werden.
Darüber hinaus wurden, vor dem Hintergrund der Einschränkungen von wissenschaftlichen Freiheiten in China, während des Workshops Ideen entwickelt, um einen Austausch von Forschungsdaten über Länder- und Institutionengrenzen hinweg zu ermöglichen. Die TeilnehmerInnen kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass es hierfür einer Institutionalisierung des Forschungsdatenmanagements und des Aufbaus einer offen zugänglichen Datenbank-Plattform bedarf. Voraussetzung hierfür ist allerdings, wichtige Aspekte des in den jeweiligen Ländern geltenden Eigentumsrechtes zu berücksichtigen. Die chinesischen TeilnehmerInnen wiesen zudem darauf hin, dass eine große Anzahl an Publikationen in China illegal sei oder sich in einer rechtlichen Grauzone befinde. Überdies könne Material aus Privatarchiven aufgrund rechtlicher Bestimmungen nicht so ohne weiteres digital zur Verfügung gestellt werden.
Als Resümee des Workshops kann festgehalten werden, dass die Entwicklung starker internationaler Netzwerke unerlässlich ist, um auf die aktuelle politische Situation in Hinblick auf die Zugänglichkeit von Archivmaterial und anderen Daten nachhaltig reagieren zu können. Der Workshop stellte somit einen erfolgreichen und notwendigen Auftakt für die Weiterentwicklung zukünftiger gemeinsamer Kooperationen dar.