Den Krieg in die Enge treiben. Oder: Warum Inklusionsfähigkeit nicht alles ist
Sven Chojnacki – 2008
Wer den Krieg analysieren, verstehen und erklären will, der muss ihn begriffs-analytisch präzise bestimmen. Dies geschieht im Spannungsfeld von Distinktion (Anspruch auf Klarheit und Unterscheidung von Wesensmerkmalen bei der Begriffsbildung) und Inklusion (Bedingung der Möglichkeit für die Integration neuer Konstellationen bzw. Gewaltphänomene). Herfried Miinkler entscheidet sich eindeutig zugunsten der Inklusionsfähigkeit und tnacht keinen Hehl daraus, dass die Distinktionsvariantc wegen ihrer Ankettung an meist enge und historisch begrenzte Kriegsbegriffe nur „scheinbare Wissenschaftlichkeit" (1, 2) produziere - und daher abzulehnen sei. Auf diesen - aus meiner Sicht unbegründeten und unnötig scharf formulierten - Vorwurf wird gleich noch zurückzukommen sein. Um eine brauchbare Definition des Krieges zu generieren, greift Münkler auf die Überlegungen zum Kriege bei Clausewitz zurück. So überzeugend die Anlehnung an das Kriegsverständnis bei Clausewitz auf den ersten Blick auch ist, aus Perspektive der vergleichenden Konflikt- und Kriegsforschung kann sie ein zentrales Unbehagen nicht ausräumen: bieten Clausewitz' Überlegungen zur doppelt triadischen Struktur des Krieges wirklich einen befriedigenden Ausgangspunkt zur Bestimmung von Krieg und trägt allein das Kriterium der hohen Inklusionsfähigkeit zur begriffs-analytischen Klärung des Phänomens bei?