Jenseits der Staatlichkeit. Governance und Gouvernementalität als postmoderne Konzepte des Regierens
Ulrike Höppner, Dominik Nagl – 2008
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Gültigkeit klassischer Modelle des Regierens und der Regierbarkeit nicht nur in der politischen Praxis relativiert, sondern sie haben auch in der Politikwissenschaft an Erklärungskraft eingebüßt. Nationalstaatliche Steuerung steht in Zeiten der Globalisierung und neoliberalen Deregulierung öffentlicher Aufgaben vor neuen Herausforderungen (vgl. Rosenau 1997 u. v. m.). In der nichtwestlichen Welt wiederum wurde das klassische Modell des bürokratisch verfassten RechtsȬȱund Interventionsstaates ohnehin nur auf kolonialen Umwegen und unter größten Schwierigkeiten durchgesetzt und scheint inzwischen mancherorts ganz gescheitert. Pointiert formuliert kann man diagnostizieren, dass die Fähigkeit zu regieren vor dem Hintergrund der Erosion staatlicher Machtvollkommenheit zunehmend eher Ergebnis denn Voraussetzung von Politik wird. In der Politikwissenschaft ist auf diese Entwicklungen mit einer Diskussion über den Begriff „Governance“ und neue Formen des Regierens reagiert worden. In der politischen Theorie hat insbesondere Michel Foucaults Analyse moderner Machtformen und Regierungstechniken oder „Gouvernementalitäten“, die er ebenfalls als Reaktion auf eine Krise des Regierens verstand, große Beachtung erfahren (Foucault 1997: 118f). Es erscheint daher naheliegend, diese beiden Diskussionsstränge zusammenzuführen, um so zu einem vertieften Verständnis der neuen Phänomene des Regierens zu gelangen.