After Al Jedda: Detention, Derogation, and an Enduring Dilemma
Heike Krieger – 2011
Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Al Jedda Fall aus dem Juli 2011 betrifft die Rechtmäßigkeit der Präventivhaft während der britischen Besatzung des Iraks. Der Beitrag widmet sich den Abschnitten des Urteils, die sich mit dem Verhältnis zwischen humanitärem Völkerrecht und dem internationalen Menschenrechtsschutz beschäftigen. Der Beitrag stimmt dem Gerichtshof darin zu, dass die Regeln des Besatzungsrechts im konkreten Fall nicht als lex specialis die Vorschrift des Art. 5 EMRK verdrängen, weil das humanitäre Völkerrecht hier nämlich nicht direkt, sondern nur auf Grundlage einer Analogie anwendbar ist. Im Weiteren beschäftigt sich der Aufsatz mit der Frage, welche alternativen Möglichkeiten den Mitgliedstaaten der EMRK zur Verfügung stehen, um im Einklang mit der EMRK Individuen während solcher Einsätze in Präventivhaft zu nehmen. Dabei können die Mitgliedstaaten entweder zu erreichen versuchen, dass eine ausdrückliche Ermächtigung in die einschlägigen UN Sicherheitsratsresolution aufgenommen wird, oder eine Derogationserklärung nach Art. 15 EMRK abgeben. Beide Vorgehensweisen werden auf ihre rechtlichen und rechtspolitischen Folgen hin beleuchtet.
The Al Jedda case, which was decided by the European Court of Human Rights in July 2011, concerns the legality under the Convention of security detentions during the British military operation in Iraq. The article focuses on those parts of the decision, which might help to clarify some interpretative uncertainties surrounding the relationship between international humanitarian law and human rights law. It argues that the Court correctly held that international humanitarian law did not operate to disapply Art. 5 ECHR in the Al Jedda case since the law of occupation was not directly applicable. The article continues to analyse alternative ways for ECHR member States to establish lawful forms of preventive detention during military operations abroad where international humanitarian law is not directly applicable. Here ECHR member States will have either to obtain an explicit authorization in a Security Council’s mandate, or issue derogations under Article 15 ECHR. Legal and political consequences of such actions are also discussed.