Mexiko. Ein Partner mit Potential zwischen Mittelmachtambitionen und Regionalmachtillusionen
Günther Maihold – 2009
Mexikos Rolle in der Geschichte und internationalen Politik ist durch seine geographische Lage unmittelbar an der Südgrenze der USA geprägt. Mexiko hat in seiner Geschichte zahlreiche Invasionen aus den USA und den Verlust von einem Drittel seines Territoriums an den nördlichen Nachbarn verkraften müssen. Aus diesem Umstand erklärt sich das Primat der nationalen Souveränität und der Nicht-Intervention in die inneren Angelegenheiten anderer Länder in der Außenpolitik des Landes. Angesichts der wirtschaftlichen Abhängigkeit von den USA (mit denen Mexiko 80% seines Außenhandels abwickelt) und dem Umstand, dass jedes Jahr 400 000 Mexikaner die Grenze zu den USA überqueren, wo inzwischen ein Viertel der mexikanischen Staatsbürger lebt, ist die Handlungsautonomie des Landes beschränkt. Die Chance, Mexikos regionale Führungsfunktion auszubauen, sind daher bescheiden: Gegenwärtig hat das Land weder die Anerkennung noch die Kapazität, in eine regionale Sprecherrolle für Lateinamerika hineinzuwachsen, die durch Brasilien besetzt ist. Die Staaten Zentralamerikas und der Karibik wünschen letztlich keine Mediatisierung Mexikos in ihren Beziehungen zu den USA, so dass eine Stützung von Mexikos Regionalmachtaspiration durch Deutschland schnell in diese "Perzeptionsfalle" geraten kann. Insofern sollten Projekte und Kooperationsangebote im Umfeld der mexikanischen Regionalmachtambition im großkaribischen Becken nur dann Unterstützung erfahren, wenn sie multilateral angelegt sind.