Charakteristika und Dynamiken fragiler Staatlichkeit. Zur Auswertung der Fallstudien
Ulrich Schneckener – 2006
Ziel des Beitrags ist es, eine Auswertung der im Sammelband vorgestellten Fallstudien vorzunehmen. Die zwölf Fallstudien des States-at-Risk-Projekts stellen lediglich einen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum fragiler Staatlichkeit dar. Jeder Fall weist ein erhebliches Maß an politischen, kulturellen und sozioökonomischen Besonderheiten sowie historischen und regionalen Spezifika auf, die nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar sind. Dennoch handelt es sich durchaus um eine repräsentative Auswahl von Fällen. Sie umfasst nicht nur Länder aus verschiedenen Weltregionen, die aus diversen kolonialen bzw. quasi-kolonialen Kontexten hervorgegangen sind, sondern bildet auch eine gewisse Bandbreite an politischen Herrschaftsformen, unterschiedlichen Niveaus sozioökonomischer Entwicklung und verschiedenen Erfahrungen im Umgang mit Konflikten und Gewalt ab. Generalisierende Schlussfolgerungen auf der Basis dieser Fälle dürften durchaus Rückschlüsse auf das Phänomen fragiler Staatlichkeit in seiner Gesamtheit zulassen. Aufgrund des zugrunde gelegten Konzepts ist es möglich, signifikante Defizite bei der Erfüllung staatlicher Aufgaben festzustellen, zu Aussagen über destabilisierende und stabilisierende Charakteristika fragiler Staatlichkeit zu gelangen und typische Akteurskonstellationen herauszuarbeiten. Abschließend wird betont, dass Statebuilding eine präventive Aufgabe ist und einen schwierigen Balanceakt zwischen Stabilisierung und Reform/Transformation von Staatlichkeit darstellt.