Internationales Statebuilding. Dilemmata und Herausforderungen für externe Akteure
Ulrich Schneckener – 2010
Bei Statebuilding im 21. Jahrhundert geht es nicht mehr um die von innen und außen betriebene Gründung neuer Staaten, sondern darum, prekäre staatliche Strukturen und Institutionen nachhaltig zu stärken. Je nachdem, welche Kriterien, Indikatoren oder Daten genutzt werden, um die Qualität von Staatlichkeit zu messen, werden rund 40 bis 60 Staaten weltweit als schwach, versagend oder gescheitert bezeichnet; dazu zählen so unterschiedliche Fälle wie Kolumbien, Jemen, Pakistan, Simbabwe, Sri Lanka oder Indonesien.1 Die Nachfrage nach Statebuilding-Aktivitäten übersteigt das Angebot, weshalb das ressourcenintensive Modell Kosovo wohl kaum universalisierbar ist.2 Die umfangreichsten, zumeist im Rahmen der Vereinten Nationen (UN) legitimierten StatebuildingOperationen führt die internationale Staatengemeinschaft nunmehr schon seit mehreren Jahren in Kosovo, Bosnien, Afghanistan, Liberia, Sierra Leone, DR Kongo, Osttimor und Haiti durch. Hinzu kommt Irak, der aber aufgrund der amerikanischen Invasion und Besatzung einen Sonderfall darstellt.