SFB Working Paper 76 erschienen
Working Paper 76 "Thinking About Governance Through Diasporas:
Decentering the State and Challenging the External/Internal Binary" von Catherine Ruth Craven erschienen.
News vom 18.04.2018
Diaspora-Gruppen gelten in der internationalen Politik als einflussreiche, jedoch umstrittene Akteure. Ihre Remittances, in Form regelmäßiger Geldsendungen, aber auch die direkte Bereitstellung öffentlicher Güter und Dienstleistungen aus der Diaspora, prägen die Governance-Landschaften ihrer Herkunftsländer. Überraschenderweise hat gerade die Governanceforschung bisher einen Bogen um Diaspora-Gruppen gemacht, obwohl es eigentlich ihr Ziel ist, die Governance-Leistungen staatlicher und nichtstaatlicher Akteure gleichermaßen empirisch zu erforschen. Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass dieser blinde Fleck auf eine konzeptionelle Unstimmigkeit der Governanceforschung zurückzuführen
ist. Die Grundannahme, dass externe und interne Governance-Akteure unterschiedliche Eigenschaften in Hinblick auf ihre Effektivität und Legitimität besitzen, reproduziert den Staatszentrismus, den die Governanceforschung eigentlich schon für überwunden erklärt hatte. Diaspora-Gruppen lassen sich allerdings weder der einen, noch der anderen Seite zuordnen; sie agieren als interne und als externe Governance-Akteure. In der Diaspora-Perspektive auf Governance wird diese Ambivalenz deutlich. Dadurch lässt sich die Frage nach dem Staatszentrismus in der Governanceforschung noch einmal neu stellen.